Jahreslosung 2025

Prüfet alles und das Gute behaltet.

1. Thessalonicher 5, 21

 

Damals hat Paulus diesen Vers an die junge Gemeinde in der rasch wachsenden, bunten Hafenstadt Thessaloniki geschrieben. Im Seehafen lagen Schiffe aus dem ganzen Mittelmeerraum, Menschen aus verschiedenen Ländern trafen sich hier, verschiedene Sprachen wurden gesprochen, verschiedene Lebensformen wurden mitgebracht. Thessaloniki war damals schon eine multikulturelle Stadt. Entsprechend wurde die junge Gemeinde, die ebenfalls schnell größer wurde, mit vielen Einflüssen konfrontiert. Darauf nimmt Paulus Bezug.

Er rät der Gemeinde, alles wachsam zu beobachten und alles auf den Prüfstand zu stellen, und dann das zu Behalten, was gut ist. Das gilt sowohl für die kulturellen und religiösen Prägungen, die die Mitglieder mitbringen, aber auch für die Einflüsse, die von außen hineingetragen werden. Es ist nicht immer alles sinnvoll, was sie immer schon für gut gehalten haben. Es lohnt sich manchmal, altbewährtes über Bord zu werfen, wenn es nicht mehr passt. Aber dasselbe gilt für die neuen Modebewegungen und Forderungen, die an sie gestellt werden. 

Letzte Instanz ist Gott selbst mit seinem Geist. Gott spricht, sie sollen zuhören.

Was bedeutet das für mich?

Für mich klingt die Situation in Thessaloniki ausgesprochen aktuell: Es gibt so viele Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten, dass ich mich manchmal nicht mehr zurecht finde. In den Medien werde ich dauerbeschallt, über alles informiert und desinformiert, dauernd rappelt mein Handy, so dass ich einzelne Gruppen stumm schalten muss, wenn ich mich überhaupt noch auf meine Arbeit konzentrieren will. Ich werde nervös, wenn ich das Handy mal zu Hause vergesse, ungeduldig, wenn ich nicht sofort Antwort bekomme, und sehne mich oft einfach nur noch nach  Ruhe und Frieden, inneren Frieden, den Du gibst.

Gleichzeitig soll ich immer tolerant sein, nichts wirklich in Frage stellen. An unserem Lehrstuhl kommen die Mitarbeiter aus mehreren Teilen der Welt, haben verschiedene Religionen. Es ist wichtig, zuzuhören, einander kennenzulernen. Nur dann kann ich Liebe weitergeben. Aber ich kann trotzdem nicht immer alles gut heißen. Und mir macht die Entwicklung in unserer Gesellschaft Angst, ich beobachte den Rechtsruck und weiß nicht, was ich dagegen tun kann. Ich sehe die weit verbreitete Gottlosigkeit, und die Ratlosigkeit und Orientierungslosigkeit der Menschen. Wo bist Du da? 

 

Vater, ich möchte so gerne den Weg mit Dir gehen.

Wie soll ich herausfinden, was Du von mir willst?
Wo muss ich selber umdenken, feste Positionen über Bord werfen?
Was ist es wert, daran festzuhalten?

Lehre mich wieder, Deine Stimme zu hören;
Schenke mir die Ruhe, Deine Stimme von den vielen anderen zu unterscheiden.

Bitte ordne meine Gedanken und Gefühle, und gib mir dann den Mut und die Kraft, das Gehörte auch umzusetzen, gegen alle inneren Wiederstände und trotz dem Gegenwind, der mir dabei entgegenbläst

Und wenn mich das Liebgewonnenes kosten sollte, bitte ich Dich, den Schmerz darüber zu heilen und mich in eine neue Wirklichkeit zu führen.

31.01.2023 | Erstellt von Renate Katscher