Liebe Gemeindemitglieder, liebe Freunde!
Wenn man diesen Satz so liest, dann ist das eine ziemlich steile Aussage. Wie oft habe ich schon über andere gedacht und vielleicht auch gesagt: "Der ist aber unrein!" oder “Die ist bestimmt nicht heilig”, angefangen von einem Penner, der unangenehm riecht, bis zu Menschen, deren Lebenswandel mir falsch, nicht Gott-gemäß, eben unheilig vorkommt. Und Gott hat hier jemandem gezeigt, dass man keinen Menschen so nennen darf. Darf ich dann auch Prostituierte und ihre Freier nicht unheilig nennen? Aber heilig will ich sie doch bestimmt nicht nennen.
Der Monatsspruch für den Juni will, wie andere Bibelverse auch, vollständig und im Zusammenhang gelesen werden. In der Einheitsübersetzung lautet der ganze Vers: "28 Da sagte er zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem Juden nicht erlaubt ist, mit einem Nichtjuden zu verkehren oder sein Haus zu betreten; mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf."
Aha, hier spricht also ein Jude, der aus den Reinheitsvorschriften des Alten Testamentes ableitet, dass er, der zum heiligen Volk der Juden gehört und deshalb diese Reinheitsvorschriften einzuhalten hat, wenn er zu einem Nichtjuden geht, in der Gefahr steht sich zu verunreinigen und dadurch unheilig zu werden, zumindest bis er sich wieder gemäß den jüdischen Vorschriften gereinigt hat.
Kundige Bibelleser haben bestimmt schon erkannt, dass es sich bei dem Juden um Petrus handelt. Den will Gott aber zu Kornelius schicken, einem Hauptmann in der sogenannten Italischen Kohorte, also wahrscheinlich einem Römer. Kornelius ist zwar kein Jude aber immerhin gottesfürchtig. Er wird sogar als fromm bezeichnet. Geht das überhaupt: heidnischer Römer und fromm? Dem soll Petrus von Jesus Christus erzählen. Weil Petrus aber selbst so fromm und heilig ist, würde er sich hüten, das Haus dieses Heiden zu betreten. Deshalb bereitet Gott die ganze Begegnung sorgfältig vor, indem er Petrus eine Vision schickt: Er soll alle möglichen vierfüßigen Tiere, Kriechtiere und auch Vögel essen, die als unrein gelten und deren Verzehr nach den Speisevorschriften des Alten Testamentes unrein macht und die deshalb kein Jude essen darf. Ja hoppla! Gott setzt ja hier selbst seine eigenen Vorschriften außer Kraft.
Petrus, der versichert, dass er noch nie etwas Unheiliges oder Unreines gegessen hat, protestiert. Aber ihm wird in der Vision gesagt: "Was Gott für rein erklärt hat, nenne du nicht unrein!". Und das gleich dreimal. Wohl weil Gott genau wusste, dass Petrus einen impulsiven und von sich überzeugten Charakter hat. Da reicht einmal leider nicht. Schließlich kapiert Petrus in der Geschichte, dass er zu Kornelius ins Haus gehen soll. Petrus erzählt von Jesus und dass jeder, der an ihn glaubt Vergebung der Sünden empfängt. Und dann passiert das Ungeheuerliche: Kornelius und die anderen Zuhörer glauben und bekommen sofort den Heiligen Geist. Die frommen Judenchristen können es kaum fassen: Heiden bekommen den Heiligen Geist! Wie kann das denn sein? Petrus zumindest hat's verstanden und tauft die neuen Gläubigen. Damit erkennt er sie als seine Geschwister an. Kornelius und die anderen gläubig gewordenen Zuhörer werden also in die Gemeinde aufgenommen.
Die Geschichte stimmt mich nachdenklich. Wen würde ich, weil sein Leben nicht zu meinem Verständnis von Gottes Geboten passt, nicht in die Gemeinde aufnehmen wollen? Von wem halte ich mich fern, weil ich befürchte, durch ihn oder sie verunreinigt zu werden? Und wie oft müsste Gott mir sagen, dass ich keinen Menschen unrein oder unheilig nennen soll? Reicht dreimal? Ich werde immer nachdenklicher. Vielleicht ist Gottes Retterliebe noch viel größer als ich bisher dachte. Ich will dem nicht im Wege stehen.
Wie denkst du darüber?
Euer Kai Wilhelm
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