Liebe Gemeindemitglieder, liebe Freunde!
Beim ersten Lesen könnte man meinen, die Aufforderung im Monatsspruch sei eine typische Durchhalteparole. Auch der Textzusammenhang könnte das nahelegen. Das Volk Israel ist aus Ägypten ausgezogen und steht vor dem Roten Meer. Hinter ihnen ist eine Staubwolke zu sehen und Kriegslärm zu hören. Das Heer des Pharao mit seinen Streitwagen und seiner Kavallerie jagt auf sie zu. Sie sitzen in der Falle. Panik macht sich breit. War der Ausbruch aus der Sklaverei in Ägypten überhaupt sinnvoll, wenn jetzt hier die Vernichtung droht? Die ganze Aktion wird in Frage gestellt, auch die Führung durch Mose wird angezweifelt. In der allgemeinen Verunsicherung droht scheinbar sogar eine Rebellion. Jetzt braucht es Führungsstärke und ein anspornendes Wort, das die Stimmung wieder wendet: "Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und wendet euch gegen die Feinde! Macht sie nieder und wir werden siegen!" So würde vielleicht mancher Anführer versuchen die Situation zu drehen.
Doch das sind nicht die Worte von Mose. Der Anfang mit den ersten beiden Aufforderungen stimmt, aber der Schluss seiner kurzen Rede ist ganz anders. Lasst uns den Bibelvers genauer anschauen, vielleicht kann er auch uns in einer scheinbar ausweglosen Situation Hoffnung geben.
"Fürchtet euch nicht!" Wusstet ihr, dass das einer der häufigsten Sätze in der Bibel ist? Manchmal ist es ein Wort der Beruhigung angesichts einer Begegnung mit Gott oder einem Engel. Oft ist es aber auch ein Zuspruch in einer gefährlichen Situation. Achtet mal darauf beim Bibellesen. Angst kennen auch wir: Angst vor der Dunkelheit, Angst vor der Prüfung, Angst vor dem Urteil Anderer über uns, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, Angst vor einer Krankheit und Angst vor dem Tod. Sie ist offenbar ein ständiger Begleiter in diesem Leben. Da hinein erfolgt der erste Aufruf: Fürchte dich nicht! Laufe nicht in Panik davon, sondern fasse Mut!
Und dazu gehört die zweite Aufforderung:"Bleibt stehen!" Nicht die kopflose Flucht ist die Lösung, nicht das Davonrennen vor dem Problem, nicht das Verkriechen in einer Ecke und auch nicht das Verschließen der Augen. Stehenbleiben heißt, zur Ruhe zu kommen, zumindest so weit das in der angespannten Lage möglich ist. Stehenbleiben heißt, nüchtern der Realität ins Auge zu schauen. Ja, da ist etwas Bedrohliches, etwas Gefährliches. Ja, da kommt etwas Unangenehmes, vielleicht sogar etwas Schmerzhaftes auf mich zu. Doch Stehenbleiben heißt auch, ich werde mir meines eigenen Standpunktes bewusst: Ich bin von Gott geliebt. Ich kenne ihn und darf seine Nähe spüren. Ich bin mir seiner Zusagen bewusst.
Und deshalb ist die dritte Aufforderung eben keine typische Durchhalteparole, kein Appell an die eigene Stärke. Es ist eine Blickwendung, weg von dem Problem, hin zu Gott. Das gelingt nur im Vertrauen, dass Gott da ist, meine Situation kennt und mir beisteht. Dieses "Schaue zu, wie der Herr dich heute rettet!" gelingt nur im Glauben. Nicht ich kämpfe, sondern Gott kämpft für mich. Wie kann das sein? Wenn wir den Text vor unserem Bibelvers lesen, sehen wir, dass Mose im Gespräch mit Gott war und von ihm eine Zusage erhalten hatte, dass Gott sich in dieser Lage verherrlichen will. Alle sollen sehen, dass Gott der mächtige "Ich bin da" ist. Und das ist die eigentliche Herausforderung und Aufforderung in diesem Kapitel: Bist du im Hören auf Gott, auf sein Wort? Bist du im Schauen auf Gott, auf seine Herrlichkeit? Bringst du deine Nöte vor ihn? Und kennst du seine Zusagen an dich? Ich bin gewiss, dann kannst auch du sein Wort ganz neu für dich persönlich hören: "Fürchte dich nicht! Bleib stehen und schaue zu, wie dir Gott hilft."
Nachsatz: Das heißt nicht, dass ich gegen Taschenlampen in der Dunkelheit bin, oder von dem Lernen vor einer Prüfung abrate, oder keinen ärztlichen Rat annehme usw. Aber es heißt: Angst muss ich nicht haben, denn ich kenne Gott und seine Zusagen für mich. Die Bibel ist voll davon. Entdecke sie!
Euer Kai Wilhelm
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